


Zusammenfassung des Gesprächs mit Matthias Nocke (CDU)
Erster Eindruck:
Der Kandidat trat locker und gut vorbereitet auf, hatte die Wahlprüfsteine gründlich gelesen und zeigte sich aufmerksam und interessiert. Er betonte mehrfach, nur das Versprechen zu wollen, was er realistisch auch halten kann.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Strukturen: Der Kandidat sprach sich klar dafür aus, bestehende queere Strukturen wie SCHLAU Wuppertal e.V. und Inside:Out Wuppertal e.V. zu sichern. Er sieht die Stadt in der Verantwortung, Basisstrukturen zu finanzieren, hält jedoch zusätzliche Fördermittelakquise für notwendig. Er bot an, die Community beim Zugang zum zentralen Fördermanagement der Stadt aktiv zu unterstützen. Eine dauerhafte Immobilie für das Inside:Out hält er prinzipiell für denkbar, wenn eine zentrale, barrierefreie Lösung gefunden werden kann.
Vertretung & Ausschüsse: Er sieht im Gleichstellungsausschuss zwar wertvolle Arbeit, aber auch zu wenig Reichweite. Stattdessen plädiert er für größere Sichtbarkeit durch feste Zeitfenster im Hauptausschuss. Lobbyarbeit und Mehrheiten in den Fraktionen seien entscheidend, nicht allein die Existenz spezieller Ausschüsse.
Schulungen & Verwaltung: Der Kandidat befürwortet LSBTIQ*-Schulungen für die Verwaltung. Als Oberbürgermeister würde er selbst an einer teilnehmen und diese gegebenenfalls in seiner Verwaltung verankern. Auch in Bereichen wie Senior*innenarbeit oder Migration sieht er Bedarf an mehr Sensibilisierung.
CSD & Sichtbarkeit: Er möchte einerseits die Bedeutung des CSD als Demonstration anerkennen, plädiert aber zugleich für mehr Unbeschwertheit und Feiercharakter nach dem Kölner Vorbild. Generell setzt er auf eine Mischung aus Gedenken und Sichtbarkeit durch fröhliche Präsenz.
Sprache: Der Kandidat steht geschlechtergerechter Sprache kritisch gegenüber. Er betont die Verständlichkeit von Verwaltungssprache und sieht gendergerechte Formen wie das Sternchen als potenziell hinderlich. Gleichzeitig erkennt er an, dass Sprache sich im Wandel befindet und möchte nichts verbieten.
Gewaltschutz & Frauenhäuser: Er zeigte sich gut informiert über die Situation von Frauenhäusern und sprach sich für deren bessere Finanzierung aus. Bei Schutzbedarfen queerer Menschen erkennt er Handlungsbedarf, hat aber noch keine konkrete Strategie. Skepsis äußerte er in Bezug auf Schutzräume für trans Personen mit Migrationsgeschichte. Hier hält er Missbrauch für potentiell möglich: eine Person könnte sich als trans ausgeben, um Schutz zu erhalten, obwohl sie es nicht ist.
Gesellschaft & Haltung zur Demokratie: Einen pessimistischen Umgang mit dem Rechtsruck lehnt er ab. Er betont die Notwendigkeit, Demokratie aktiv zu verteidigen, und kündigte an, als Sitzungsleitung der AfD im Stadtrat auch bei deren potentiell nicht angemessenen Wortwahl zu widersprechen.
Unsere Einschätzung:
Der Kandidat wirkt insgesamt gut vorbereitet, pragmatisch und lösungsorientiert. Er erkennt die Bedeutung queerer Strukturen für Wuppertal an und möchte deren Finanzierung absichern, wenngleich er stark auf Fördermittelakquise setzt und sich bei konkreten Summen zurückhält. In Bezug auf Sichtbarkeit und politische Vertretung favorisiert er pragmatische Ansätze. Für queere Menschen bietet er grundsätzlich Verlässlichkeit und Dialogbereitschaft, allerdings bleiben bei Schutzkonzepten für besonders gefährdete Gruppen und bei Fragen geschlechtergerechter Sprache Vorbehalte.
Zusammenfassung des Gesprächs mit Miriam Scherff (SPD)
Erster Eindruck:
Das Gespräch verlief locker, die Kandidatin wirkte engagiert und mit sozialen Themen stark verbunden. Sie zeigte sich mit queeren Begriffen und Anliegen vertraut und hörte interessiert zu.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Strukturen: Die Kandidatin betonte, dass ihre Partei bereits in der Vergangenheit für die Finanzierung des Inside:Out Wuppertal e.V. sowie SCHLAU Wuppertal e.V. gekämpft habe und Kürzungen verhindern werde. Ihr Ziel ist eine Dynamisierung der Gelder, also eine Anpassung an Inflation und steigende Gehälter. Sie sieht Fördermanagement als zentrales Instrument: Ein Ausbau dieses Bereichs in der Stadtverwaltung soll systematisch Fördermittel identifizieren und auch gezielt an Vereine weiterleiten.
Prävention & Sozialstrategie: Sie legte großen Wert auf Prävention und bezeichnete sich als Partnerin für Präventionsketten. Statt nur „Feuerlöscherarbeit“ zu finanzieren, möchte sie frühzeitig ansetzen. Dazu sei eine umfassende Sozialstrategie nötig, die queere Menschen als festen Bestandteil in allen Bereichen berücksichtigt. Sie plädiert für eine 360-Grad-Sicht und möchte Prioritäten im Haushalt klarer definieren.
Räume & Infrastruktur: Sie zeigte Offenheit für die Idee, queeren Organisationen städtische Immobilien zur Verfügung zu stellen, etwa über Erbpacht. Sie sieht die Notwendigkeit zusätzlicher Räume und denkt auch intersektional: Ein soziales Zentrum könnte mehrere Communities einbinden.
Schulungen & Verwaltung: Für Mitarbeitende mit Bürgerkontakt hält sie verpflichtende Schulungen im LSBTIQ*-Bereich für sinnvoll. Sie möchte diskriminierungssensible Verwaltung stärker etablieren. In Bezug auf Sprache sprach sie sich für Anpassungen in Formularen und langfristig für eine neutrale Sprache aus – mit Blick auf Kosten jedoch schrittweise.
Sichtbarkeit & Symbolpolitik: Sie unterstützt eine feste Verankerung des CSD auf dem Johannes-Rau-Platz und das Hissen von queeren Flaggen. Symbolpolitik, wie das Regenbogenflagge hissen vor dem Rathaus zu queeren Gedenktagen oder zum CSD sieht sie als wichtig an, da sie Haltung demonstriert.
Jugend & Senior*innen: Sie setzt sich für mehr Förderung queerer Jugendarbeit ein und verweist auf bisherige Initiativen ihrer Partei im Stadtrat. In der Pflege sollen kultursensible Standards definiert werden, damit auch queere Senior*innen sichtbar und geschützt leben können.
Schutz & Sicherheit: Sie erkennt die Versorgungslücke für queere Menschen in Gewaltkontexten an, insbesondere für trans Personen, die ggf. weder in Frauenhäusern noch in Männerheimen Schutz finden. Ihre Lösung: gemeinsam mit Betroffenen und Expert*innen einen Masterplan erarbeiten, der queere Perspektiven ausdrücklich berücksichtigt. Sie fordert zudem, dass Queerfeindlichkeit erfasst und die Polizei stärker geschult wird.
Willkommenskultur: Sie möchte mehr Safer Spaces in der Stadt schaffen und queere Menschen in bereits bestehende Strukturen integrieren. Ein TIN*-Schwimmen in städtischen Bädern könnte ein Pilotprojekt sein, um Zugänge ins Schwimmbad für trans* inter* und nicht-binäre* Personen niedrigschwelliger zu gestalten.
Unsere Einschätzung:
Die Kandidatin tritt überzeugt und engagiert auf. Sie versteht queere Anliegen nicht als Randthema, sondern möchte sie in eine umfassende Sozialstrategie einbetten. Besonders positiv ist ihre Betonung von Prävention und ihre Bereitschaft, langfristige Strukturen über das städtische Fördermanagement aufzubauen. Für queere Menschen wirkt sie als verlässliche Partnerin, die finanzielle Absicherung, Sichtbarkeit und Schutz priorisieren möchte. Ihre Haltung zu Schulungen und Verwaltungssensibilisierung ist klar befürwortend, bei Sprache setzt sie zwar auf eine schrittweise Umsetzung, lehnt geschlechtergerechte Ansätze jedoch nicht ab.
Zusammenfassung des Gesprächs mit Dagmar Liste-Frinker (Bündnis 90/Die Grünen)
Erster Eindruck:
Die Kandidatin wirkte entspannt, gut vorbereitet und brachte sichtbar Symbole der Unterstützung mit (u. a. Pride-Stickerbogen ihrer Partei). Sie räumte ein, dass sie im LSBTIQ*-Wording noch Lernbedarf habe, sich aber offen für Korrekturen und Weiterentwicklung zeige.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Strukturen:
Sie sprach sich für die Sicherung und, wenn möglich, den Ausbau der Finanzierung von SCHLAU Wuppertal e.V. und Inside:Out Wuppertal e.V. aus. Auch in einer Haushaltssperre gebe es Gelder, die verteilt werden könnten – allerdings brauche es politische Mehrheiten. Sie sieht ihre Stärke darin, Menschen zusammenzubringen und Mehrheiten für queere Anliegen zu organisieren.
Pflege & Überalterung: Von sich aus griff sie das Thema Pflegebedürftigkeit queerer Menschen auf und betonte die Notwendigkeit von Sensibilisierung. Auch Pflegende selbst seien von Diskriminierung betroffen. Sie will das Projekt „queersensible Pflege“ neu anstoßen und verweist auf positive Erfahrungen ihrer Fraktion mit einem SCHLAU-Workshop.
Community-Zentren & Quartiersentwicklung: Die Idee eines Community-Centers auf Basis von Erbpacht, in dem verschiedene marginalisierte Gruppen zusammengeführt werden, hält sie für interessant. Sie möchte dabei auch die Wirtschaftsförderung einbeziehen. Grundsätzlich misst sie Kunst- und Kulturszene große Bedeutung bei und will sich gegen Schließungen wie beim U-Club einsetzen.
Schulungen & Verwaltung: Sie unterstützt verpflichtende Schulungen zu LSBTIQ*-Themen für städtische Mitarbeitende. Auch bei Datenerfassungsprogrammen sieht sie Verbesserungsbedarf, um mehr geschlechtergerechte Sprache zu ermöglichen.
Antidiskriminierung & Beschwerdestrukturen: Sie erkennt Defizite bei den bestehenden Beschwerdestellen an, etwa fehlende Vernetzung oder die fehlende Möglichkeit, Mehrfachdiskriminierungen systematisch aufzugreifen. Sie plädiert für eine verbesserte Verzahnung und mehr Handlungsfähigkeit, auch in Bereichen wie dem diskriminierenden Wohnungsmarkt. Sie betrachtet Wuppertal als „Uhrwerk“, in dem viele kleine Rädchen richtig eingestellt werden müssen.
Schutzräume & Gewaltprävention: Sie sieht den Bedarf an queeren Schutzräumen an, bewertet eine Realisierung aber als politisch schwierig angesichts möglicher Ratsmehrheiten in eine politisch rechtsgerichtetere Richtung. Eine Erweiterung bestehender Frauenhäuser hält sie zwar für wünschenswert, aber kaum realistisch. Sie will sich über Projekte wie „Angstfreiräume“ informieren, um sicherzustellen, dass queere Perspektiven berücksichtigt werden.
CSD & Symbolpolitik: Sie sagte zu, die Terminvergabe für den CSD auf dem Rathausplatz verbindlich und langfristig zu unterstützen, um Verwaltungsaufwand zu verringern. Beim Hissen von Flaggen verweist sie auf Zuständigkeiten des Hauptausschusses, zeigte aber Offenheit.
Gesellschaft & Haltung: Sie machte deutlich, dass ihr transfeindliche Aussagen (z. B. von Alice Schwarzer) bewusst problematisch erscheinen. Insgesamt betonte sie eine pragmatische Herangehensweise: To-Do-Listen und konkrete Abarbeitung seien ihr wichtig.
Unsere Einschätzung:
Die Kandidatin tritt vorbereitet, offen und lernbereit auf. Ihre Haltung wirkt pragmatisch und lösungsorientiert: Sie betont die Notwendigkeit, Mehrheiten im Stadtrat zu organisieren, und zeigt sich bereit, Allianzen zu schmieden. Besonders positiv ist, dass sie von sich aus Themen wie queersensible Pflege anspricht und die Bedeutung intersektionaler Lösungen erkennt. Für queere Menschen bietet sie eine verlässliche, wenn auch pragmatisch abwägende Partnerin. Ihre Bereitschaft zu verpflichtenden Schulungen, besserer Verwaltungssensibilisierung und langfristiger CSD-Unterstützung ist positiv hervorzuheben.



Zusammenfassung des Gesprächs mit Mira Lehner (DIE PARTEI)
Erster Eindruck:
Die Oberbürgermeisterkandidatin der Partei trat im Gespräch kurz, prägnant und sehr humorvoll auf. Viele ihrer Antworten waren ironisch gemeint, gleichzeitig war eine klare, queerfreundliche Haltung durchweg erkennbar.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Förderung: Fehlendes Geld für queere Vereine würde sie durch „Waffelverkäufe“ eintreiben – ergänzt um „Bratwurststände, auch vegane Bratwurst, auf zwei getrennten Grills“. Außerdem plane sie, „vier Stunden pro Woche mit der Klingelkasse in der Innenstadt“ Geld für die Community zu sammeln.
Verwaltung & Schulungen: Geschlechtergerechte Sprache und verpflichtende LSBTIQ*-Schulungen in der Verwaltung sollen durchgesetzt werden. Ihre Strategie: „Die Mitarbeitenden abholen, hinfahren, aufpassen. Keiner kommt raus und dann wird geschult.“ Beendet sei die Schulung erst dann wenn „alle mit Regenbogenkrawatte rauskommen“.
Sichtbarkeit & CSD: Zum Thema Reservierung des CSD-Platzes für Folgejahre im Voraus und Regenbogenflaggen zu queeren Gedenktagen am Rathausversprach sie: „Dann gibt’s einen Kalender als erste Anschaffung fürs Rathaus.“ Möglicherweise sogar „einen digitalen Kalender – das kann aber nicht versprochen werden“.
Vulnerable Gruppen (Jugend & Senior*innen): Ihr Vorschlag: Ein monatlicher „Rolli-CSD – Butterfahrt im Kreisverkehr – der Kreisverkehr ist dann mit Regenbogen.“ Die Community dürfe sich den größten Kreisverkehr aussuchen. „Rollstuhlpolonaise im Kreisverkehr. Die queere Jugend schiebt.“ Ihr Motto: „Wir lassen keinen zurück bei der Aktion.“
Queere Geflüchtete & Infrastruktur: Für die queere Beratungsarbeit will sie „Paw-Patrol Walkie-Talkies“ bereitstellen. Zusätzlich als Idee für neue Räumlichkeiten für queere Angebote: Da die AFD „so wenig Inhalt“ habe, brauche diese Partei ihr Parteibüro nur halbtags. In der übrigen Zeit soll die queere Community die Räume nutzen können – „damit ist das Bildungsangebot dann auch mit abgedeckt“.
Einschätzung: Die Kandidatin bringt eine deutlich queerfreundliche Haltung mit, die sie allerdings stets humorvoll und ironisch verpackt. Ihre Vorschläge – von Waffelverkauf bis Rolli-CSD – sind satirisch überspitzt, transportieren aber Sympathie, Kreativität und die klare Botschaft: queere Anliegen haben bei ihr Rückhalt.
Zusammenfassung des Gesprächs mit Marcel Hafke (FDP)
Erster Eindruck:
Der Kandidat zeigte sich diskussionsbereit, hörte aufmerksam zu und brachte sein Wissen aus der Landespolitik ein. Er pflegt einen respektvollen Austausch, auch wenn er nicht immer dieselben Standpunkte teilt.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Strukturen: Er erkannte den hohen Bedarf der Unterstützung queerer Vereine wie dem Inside:Out Wuppertal e.V. oder SCHLAU Wuppertal e.V. in Wuppertal an, auch wenn er keine Erhöhung der Mittel zusagen konnte. Aber er plädierte für eine Absicherung der aktuellen Finanzierung mit der Option einer sukzessiven Aufstockung. Er sprach sich zudem für eine Dynamisierung der Mittel aus.
Räumliche Absicherung & Quartiersentwicklung: Er zeigte Interesse an der Idee von einem Communitycenter für verschiedene Vereine und Gruppen, welche nicht nur im queeren Bereich engagiert sein müssten, über Erbpacht und fragte aktiv nach Vor- und Nachteilen zwischen zentralen und dezentralen Strukturen. Besonders im Bereich der queeren Jugendarbeit sieht er die Notwendigkeit geschützter Räume. Auch queerfreundliche Senior*innenheime und geschulte mobile Pflegedienste hält er für wichtig, räumte aber ein, bislang wenig darüber nachgedacht zu haben.
Pflege & Altersvorsorge: Er betonte die grundsätzliche Notwendigkeit, Strukturen in Altenheimen zu ändern, und nahm die Hinweise zur queersensiblen Pflege mit.
Schulungen & Verwaltung: Schulungen sieht er vor allem in Bereichen der Verwaltung mit Bürger*innenkontakt als sinnvoll. Im Falle neuer Gesetzeslagen (z.B. dem zuletzt neu eingeführten Selbstbestimmungsgesetz) seien verpflichtende Weiterbildungen für die Verwaltung wichtig. Er befürwortete eine respektvolle Ansprache mit richtigem Namen und Geschlechtsidentität, sprach sich aber gegen eine klare Festlegung auf gendergerechte Schreibweisen aus. Stattdessen favorisiert er neutrale Anreden im Verwaltungskontakt („Guten Tag…“).
Gendergerechte Sprache: Er äußerte Skepsis gegenüber verbindlichen Formen wie Sternchen oder Doppelpunkt und verwies auf fehlende einheitliche Regelungen. Er plädierte dafür, Sprache nicht zu „verordnen“, sondern neutral zu gestalten und auf Verständlichkeit zu achten. Privat könne jede*r gendern, in der Verwaltung sei Einheitlichkeit und Klarheit wichtiger.
Antidiskriminierung & Verwaltungskultur: Er erkannte Defizite in der Stadtverwaltung und sprach von vermeidbaren Fehlern, sowohl auf technischer als auch auf menschlicher Ebene. Für ihn ist Toleranz im persönlichen Umgang zentral, unabhängig von Geschlecht oder Orientierung.
Gewaltschutz & Schutzräume: Er stimmte zu, dass Gewaltschutz für queere Menschen ein wichtiges Anliegen sei, insbesondere auch für Kinder und Jugendliche. Er will das Thema in seine Fraktion tragen und betonte die Notwendigkeit geschulter Strukturen.
LSBTIQ-Geflüchtete & Willkommenskultur: Er zeigte Offenheit für Maßnahmen zur Stärkung der Willkommenskultur, etwa geschultes Personal im LSBTIQ* Bereich in Unterkünften für Geflüchtete, Sensibilisierung der Leitung zu diesem Themenbereich oder symbolische Signale.
Sichtbarkeit & Symbolpolitik: Er sprach sich für das Hissen der Regenbogenflagge zu bestimmten Anlässen aus und regte an, dafür die selten genutzten Fahnenmasten vor dem Rathaus in Barmen zu nutzen.
Umgang mit AfD & Gesellschaftspolitik: Er betonte, dass er Themen ansprechen wolle, auch wenn sie von anderen als „rechts“ geframt würden. Nachdem wir ihn auf ein Video ansprachen, welches er auf Social-Media postete und sich in diesem zu Halal-Essen an Schulen äußerte sagte er, dass er dieses bewusst zugespitzt habe, um Diskussionen auszulösen. Dabei betonte er die Wichtigkeit der Neutralität des Staates, und sprach sich gegen Sonderangebote (wie extra Halal-Essen an Schulen) für bestimmte Gruppen aus. Im Umgang mit der AfD sprach er sich für Debattenbeteiligung aus, um deren Positionen zu entkräften, und lehnte es ab, die Partei einfach zu ignorieren.
Unsere Einschätzung:
Der Kandidat tritt informiert und diskussionsbereit auf. Er zeigt echtes Interesse an den Bedarfen der queeren Community, etwa durch Nachfragen zu Räumen, Pflege und Willkommenskultur. Gleichzeitig wirkt er in Fragen der gendergerechten Sprache zurückhaltend und meidet klare Festlegungen. Auch seine Kommunikationsweise zu religiösen Minderheiten (z. B. Halal-Debatte) birgt Risiken, da sie zumindest auf uns populistisch wirkt und missverständlich am rechten Rand andocken könnte. Für queere Menschen wäre er als Oberbürgermeister ein dialogbereiter Partner mit pragmatischem Ansatz.
Zusammenfassung des Gesprächs mit Selly Wane (Stark&Bunt)
Erster Eindruck:
Die Kandidatin trat im Gespräch aufmerksam und zugewandt auf. Sie hörte zu, machte sich Notizen und zeigte Interesse an unseren Anliegen.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Infrastruktur: Sie erkennt die Unterfinanzierung beispielsweise des Inside:Out Wuppertal e.V. sowie SCHLAU Wuppertal e.V. klar an. Sie betont, dass Grundfinanzierung durch die Stadt gesichert sein müsse. Darüber hinaus solle die Verwaltung gezielt bei der Drittmittelakquise unterstützen. Außerdem bringt sie das ehemalige Kaufhof-Gebäude als Beispiel für ein mögliches Communitycenter ins Gespräch, das verschiedene Vereine und Gruppen vereinen könnte.
Queere Jugend- & Senior*innenarbeit: Die Kanidatin erkennt den Mangel an Finanzierung und die fehlende queersensible Pflege. Sie unterstützt die Idee von Pilotprojekten, die Standards für queersensible Einrichtungen setzen könnten.
Gewaltschutz & Beratung: Hält inklusivere Sicherheitsdiskussionen in der Stadt für dringend nötig, da insbesondere queere Menschen mit Migrationsgeschichte gefährdet seien. Außerdem unterstützt sie explizit die Forderung nach mehr Schutzräumen, auch für trans Männer und nicht-binäre Personen. Des Weiteren würde sie sich als Oberbürgermeisterin für Beratungsangebote für queere Geflüchtete einsetzen.
Verwaltung & Schulungen: Die Kandidatin befürwortet verpflichtende diskriminierungssensible Schulungen zum Thema LSBTIQ* für die Stadtverwaltung. Aber sie erkennt auch die Begrenzung: die Stadt könne die Polizei beispielsweise nicht zu solchen Schulungen verpflichten, sie würde als Oberbürgermeisterin aber den Druck auf die Landesebene verstärken wollen, um diese Schulungen politisch einzufordern.
Willkommenskultur & Sichtbarkeit: Die Kandidatin positioniert sich klar für eine offene, vielfältige Stadtgesellschaft. Diversität bezeichnet sie als die Stärke Wuppertals. Des Weiteren unterstützt sie explizite Angebote für queere Menschen sowie BIPoC-Personen und spricht sich für ein Erbpachtmodell zugunsten eines Communitycenters aus.
Unsere Einschätzung:
Die Kandidatin tritt entschieden und lösungsorientiert auf. Sie erkennt die strukturellen Probleme queerer Angebote in Wuppertal an und bringt sowohl pragmatische (Drittmittelakquise, Verwaltung umbauen) als auch visionäre Ideen (Communitycenter) ein. Ihr Ansatz, Diversität als Stärke zu sehen und diese sichtbar zu fördern, spricht für eine klare Haltung.



Zusammenfassung des Gesprächs mit Dr. Salvador Oberhaus (Die Linke)
Erster Eindruck:
Der Kandidat trat locker und offen ins Gespräch ein. Er machte klar, dass er nur eine geringe Chance sehe, Oberbürgermeister zu werden, aber im Stadtrat und über seine Fraktion queere Anliegen aktiv vertreten möchte. Er betonte, dass er Haltung zeigen wolle, auch wenn er nicht auf alle Detailfragen konkrete Antworten parat habe.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Förderung: Der Kandidat erkennt die prekäre finanzielle Lage von verschiedensten queeren Vereinen in Wuppertal an. Hier spricht er sich für eine Priorisierung der Verteilung der städtischen Gelder zugunsten sozialer Projekte aus und nennt explizit: lieber hier investieren als in Großprojekte wie die BUGA. Außerdem gibt er uns eine verbindliche Zusage: Er wird sich im Rat für die finanzielle Förderung queerer Vereine einsetzen (hier sprachen wir insbesondere über SCHLAU Wuppertal e.V. und das Inside:Out Wuppertal e.V.) Des Weiteren solle die städtische Verwaltung gemeinnützige Vereine bei der Stellung von Förderanträgen stärker unterstützen.
Infrastruktur & Communitycenter: Unterstützt klar die Idee eines queeren Communitycenters, idealerweise intersektional gedacht und verbunden mit anderen Gruppen. Er betont, dass die Stadt genügend Immobilien habe, die dafür nutzbar wären. Kulturzentren hält er generell für unterrepräsentiert in Wuppertal, obwohl sie wertvoll seien.
Jugend, Pflege & Verwaltung: Der Kandidat möchte queersensible Pflege und bessere Absicherung queerer Jugendangebote. Dazu fordert er verpflichtende Schulungen zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt für die städtische Verwaltung und städtisches Personal. In dem Zuge unterstützt er explizit auch die Schulung seiner eigenen Fraktion durch queere Ehrenamtliche von SCHLAU Wuppertal e.V.
Sichtbarkeit & Symbolpolitik: Der Kandidat setzt sich für Regenbogen- und Trans*-Fahnen am Rathaus ein, gerne auch dauerhaft. Er bringt dazu kreative Ideen ein wie „Flaggentage“ sowie Erinnerungszeichen zur queeren Geschichte in der Stadt. Queere Sichtbarkeit solle insgesamt durch Austausch, interkulturelle Räume und kreative Kampagnen in der Stadt gestärkt werden.
Gewaltschutz & Schutzräume: Der Kandidat erkennt die Defizite, die es in Wuppertal bisher gibt in Bezug auf queere Schutzräume klar an. Er würde die Einrichtung eines queerspezifischen Schutzraums, ggf. gekoppelt an ein Kulturzentrum, unter Wahrung der Anonymität der von Gewaltbetroffenen, unterstützen. Er betont die Notwendigkeit, städtische, Hauptamtliche Strukturen im queeren Bereich zu sichern, um Ehrenamt tragfähig zu halten.
Queere Geflüchtete: Der Kandidat erkennt Finanzierungs- und Strukturprobleme (Dolmetscher, geschultes Personal, Räume). Hier priorisiert er den Einsatz vorhandener Mittel und die Umverteilung. Außerdem schlägt er Fördermittel (z. B. Heimatprogramm NRW) als zusätzliche Quelle vor.
Politische Haltung & Kooperation: Der Kandidat exkludiert entschieden eine Zusammenarbeit mit der AfD. Das Verhältnis zum BSW sei distanziert, hier ist er aber nicht für einen klaren Ausschluss. Der Kandidat betont seinen intersektionalen Antidiskriminierungsansatz und weist auf die niedrigschwellige Unterstützung seiner Partei in Wuppertal hin: Die Linke könne bei Anträgen oder Formulierungen helfen.
Unsere Einschätzung:
Der Kandidat tritt offen, solidarisch und mit klarer Haltung auf. Er bekennt sich zur Förderung und Sichtbarkeit queerer Strukturen und will deren Belange im Rat aktiv vertreten. Seine Stärke liegt unserer Meinung nach in seiner grundsätzlichen Bereitschaft, sich einzusetzen und parteiinterne Expertise (z.B. auch bei queeren Belangen) einzubeziehen. Auch wenn seine Chancen auf das OB-Amt gering sind, ist er für die queere Community ein ernstzunehmender und verlässlicher Partner im Stadtrat.
Zusammenfassung des Gesprächs mit dem Wählerbündnis „Gathe für Alle“
Das Bündnis „Gathe für Alle“ tritt nicht mit einer*einem Oberbürgermeisterkandidat*in an, sondern mit Kandidierenden für Wahlbezirke und Bezirksvertretung in Elberfeld. Es versteht sich als antifaschistisches Wählerbündnis, das Räume gegen rechte Strukturen verteidigen möchte, insbesondere rund um das Autonome Zentrum (AZ) in Wuppertal.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Räume: Die Kandidatin befürwortet klar die Förderung von queeren Projekten und Vereinen. Sie betont die Bedeutung von Raumnahme durch queere und antifaschistische Gruppen und verweist auf Leerstand in der Stadt, der für solche Projekte nutzbar gemacht werden sollte. Das AZ wird von ihr als wichtiger queerer und antifaschistischer Ort hervorgehoben, dessen Erhalt zentral sei.
Queere Schutzräume & vulnerable Gruppen: Sie erkennt die überproportionale Gewaltbetroffenheit von queeren Menschen an und unterstützt die Idee eines spezifischen queeren Schutzraums. Auch queere Jugend, Senior*innen und wohnungslose Personen sieht sie als besonders gefährdet. Klassische Angebote wie Frauenhäuser hält sie für unzureichend, auch weil trans Männer und nicht-binäre Menschen dort meist keinen Zugang haben.
Geflüchtete & Beratung: Sie stellt fest, dass die Situation für Geflüchtete generell prekär ist und Beratungsstellen zunehmend abgebaut werden. Dass queere Geflüchtete dadurch doppelt betroffen sind, sei ein großes Problem.
Sichtbarkeit & Symbolpolitik: Regenbogenflaggen vor dem Rathaus oder queere Gedenktage unterstützt sie: „Besser Regenbogenflaggen vorm Rathaus als irgendeine Nationalfahne“.
Bündnisse & Haltung im Stadtrat: Sie will keine Zusammenarbeit mit rechten Parteien und versteht ihr Bündnis als Plattform, in der sich marginalisierte Gruppen zusammenschließen können. Gesellschaftliche Veränderungen sollen aus Allianzen und konkreten Begegnungen (z. B. über das AZ) entstehen.
Weitere Anliegen: Neben queerpolitischen Themen setzt sich „Gathe für Alle“ für die Renaturierung des Mirker Bachs, mehr Radwege, Begrünung der Stadt, Barrierefreiheit und die Schaffung von Begegnungsräumen ein.
Unsere Einschätzung:
Das Wählerbündnis tritt nicht für das Amt der*des Oberbürgermeister*in an, sondern möchte auf Stadtteilebene progressive Politik vorantreiben. Für queere Menschen zeigt die Kandidatin ein klares Verständnis der besonderen Schutzbedarfe und eine deutliche antifaschistische Haltung. Ihre Stärke liegt weniger in konkreten Verwaltungskonzepten als in der konsequenten politischen Haltung: Räume sichern und Allianzen bilden.
Zusammenfassung des Gesprächs mit Guido Gallenkamp (parteilos)
Erster Eindruck:
Der parteilose Kandidat betont seine enge Verbindung zur queeren Community, sowohl durch ehrenamtliches Engagement (z. B. die Betreuung der Homepage für die Aidshilfe Wuppertal) als auch durch persönlichen Kontakt. Er versteht es als seine Aufgabe, als privilegierte Person für marginalisierte Gruppen einzustehen und durch sein Handeln Akzeptanz sichtbar vorzuleben.
Haltung und Aussagen zu zentralen Themen:
Finanzierung & Infrastruktur: Er unterstützt die Dynamisierung und den Ausbau der Förderung für queere Projekte wie dem Inside:Out Wuppertal e.V. und SCHLAU Wuppertal e.V. und sieht diese als wichtige gesellschaftliche Infrastruktur, nicht als „Luxus“. Er möchte die Stadt stärker als Servicedienstleister aufstellen, der Ehrenamt unterstützt – etwa durch Hilfen bei Förderanträgen. Auch die Idee eines queeren Community-Centers unterstützt er deutlich, sei es über Erbpacht, Fördermittel oder in Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern.
Schutzräume & vulnerable Gruppen: Er erkennt den Bedarf nach spezifischen queeren Schutzräumen und schätzt auch die Idee, Frauenhäuser für trans und nicht-binäre Personen zu öffnen. Schulungen für Pflegekräfte sieht er als wichtigen Hebel, um queersensible Strukturen zu schaffen.
Bildung & Verwaltung: Er möchte verpflichtende Schulungen in die Verwaltung integrieren – wöchentliche Einheiten zu verschiedenen Themen, darunter auch LSBTIQ* Themen, wären für ihn eine Idee. Bei Schulungen für die Polizei verweist er auf die Landeszuständigkeit, sieht aber Spielräume etwa bei der Sensibilisierung von Einstellungsberater*innen. Er setzt sich außerdem für diskriminierungsfreie Bewerbungsverfahren (z. B. durch anonymisierte Bewerbungen) und geschlechtergerechte Sprache ein.
Willkommenskultur & Symbolik: Er versteht sich als Befürworter einer Nachbarschaftskultur, in der alle, unabhängig von Herkunft oder Identität, Teil von Wuppertal sind: „Sobald du hier wohnst, bist du Teil des Teams.“ Symbole wie queere Inhalte in Willkommenspaketen oder Sichtbarkeit auf der Homepage sieht er als wichtige Ergänzung.
Politische Haltung: Er tritt parteilos an, um nicht parteipolitische Interessen, sondern die Stadtgesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Der aktuelle Rechtsruck sei für ihn Motivation, Verantwortung zu übernehmen.
Unsere Einschätzung:
Der Kandidat wirkt nahbar, lösungsorientiert und praxisbezogen. Seine Stärke liegt in einer pragmatischen, eher unideologischen Haltung: zuhören, externe Expertise
einbinden, Verwaltung modernisieren und Ehrenamt konkret entlasten. Für die queere Community bietet er eine klare Offenheit und kreative Ansätze.